DER NUSSBAUM
DER NUSSBAUM
© Gerlinde Pauschenwein
Als ich jenes Erlebnis hatte, wusste ich noch nichts über den Keltischen Baumkreis, wusste nicht, dass der Nussbaum mein LEBENSBAUM ist.
Wie jedes Jahr trafen wir Freunde im Weinviertler Keller des Dorfwirtes zum BUSCHENSCHANK. Das große Presshaus bot Platz für 20 Besucher. Eine lange Röhre führte tief ins Erdinnere, wo die großen Fässer lagerten. Zuerst gab es die Weinverkostung, Jung- und Alt-Wein und Most direkt vom Fass. Da ich selten Wein trinke, ging ich hinaus und spazierte die kurze Kellergasse entlang. Die "Dörfer ohne Rauchfang" faszinierten mich, seit ich im Weinviertel lebte. Nach zehn Minuten kehrte ich zurück, die Wirtin schenkte mir ein Viertel Traubensaft ein. Als die angeheiterte Runde nach weiteren 15 Minuten aus der Röhre auftauchte, wurde vom Sohn des Wirtes frisch aus dem Gasthaus STELZE mit Sauerkraut und Knödel geliefert. Nie zuvor hatte ich ein so deftiges Essen konsumiert. Es wurde immer lauter, Witze kursierten, der Wein trug zur guten Stimmung bei. Niemand bemerkte, dass ich immer ruhiger wurde, weil mich plötzlich akute Oberbauchschmerzen plagten. Meine Galle! Entschuldigend sagte ich nur: "Ich brauche frische Luft!", quälte mich die wenigen Stufen hinauf und setze mich auf die Heurigenbank vor dem Keller. Hinter mir war ein Lehrer aus einer Nachbargemeinde nachgekommen und sagte:
"Sie haben eine akute Gallenkolik, ich kann Ihnen helfen!"
Verblüfft sah ich ihn an. "Ja, Sie haben recht! Danke sehr nett, aber ich wüsste nicht, wie sie mir helfen können. Wieso wissen Sie das?"
"Ich habe ungewöhnliche Fähigkeiten, meiner Frau ist es peinlich, wenn ich darüber spreche."
"Hm, danke nochmal. Wenn es nicht besser wird, rufe ich meinen Mann herauf, damit er mir Buscopan spritzt. Die Ampulle ist im Arztkoffer im Auto."
"Glauben Sie mir, in wenigen Minuten sind Ihre Schmerzen weg. Lassen Sie es mich versuchen."
Die Selbstsicherheit, mit der mir Herr M. Schmerzfreiheit versprach, weckte meine Neugier, ich ließ mich darauf ein. Ich sollte mich an den alten Nussbaum neben dem Presshaus lehnen. Ich tat, was mir gesagt wurde. Er stand in etwa fünf Metern Entfernung, hielt seine Hände abgewinkelt hoch, die offenen Handflächen mir zugewandt. Dann ging er langsamen Schrittes konzentriert auf mich zu. Ich sollte die Augen schließen und die Energie des Baumes spüren. >Was soll dieser Hokuspokus, ich werde meinen Mann rufen<, ging es mir durch den Kopf. Plötzlich spürte ich Wärme im Rücken und im Oberbauch. Ich blinzelte, war neugierig, was dieser Mann machte. Er machte nichts, mit geschlossen Augen blieb er zwei Meter vor mir stehen und sagte:
"Ihre Schmerzen müssten jetzt verschwunden sein. Sie sind schon sehr weit auf dem Weg!" Verwirrt und ungläubig fühlte ich nach den Schmerzen. Sie waren verschwunden! Das passte nicht in mein Weltbild! Beinahe wünschte ich, sie würden wiederkommen, doch ich blieb schmerzfrei. Was war geschehen?
Herr M. versprach, bei anderer Gelegenheit mit mir darüber zu sprechen. Nach einigen Wochen lud ich ihn zu mir in Atelier ein. Meine beste Freundin war schwer krebskrank. Ich hatte Judith, einer Biologin, von dem Vorfall erzählt, sie wollte ihn quasi testen. Ob er auch ihre Krankheit >spüren oder sehen< wird? Herr M. wusste nicht, dass Judith kommt. Ich stellte sie beide nur mit Titel und Namen vor, ohne Erklärungen abzugeben, dann servierte ich Kaffee, Herr M. sah meine Freundin Judith an und fragte, ob er zu ihrer Krankheit etwas sagen darf. Wir sahen uns beide an, Judith bejahte. „Frau Doktor, die großen Narben am Bauch und um die linke Brust blockieren ihren Lebensfluss. Ich würde Ihnen gerne helfen.“ Was danach folgte, wäre eine eigene Geschichte. Dieser Nachmittag und das stundenlange Gespräch, eröffneten mir einen neuen Zugang zur Welt des wissenschaftlich nicht Erklärbaren. Im Laufe der nächsten Jahre belegte ich mehrere Kurse, die im weitesten Sinne mit „Esoterik“ abgewertet werden.
Die Summe der unerklärlichen Erlebnisse könnten ein Buch füllen. Ich warte und hoffe, dass die Wissenschaft Erklärungen für all jene Phänomene findet.